15.08.2008 - BL: Bayern München vs. HSV
„Kniet nieder ihr Bauern, denn Hamburg ist zu Gast" (Abschlach)

Und mit dabei die Elblinge. Zu dritt machten wir uns Donnerstagnacht auf nach München, um unsere Mannschaft beim Saisonauftakt zu unterstützen. Nachdem wir schon am U-Bahnhof Farmsen auf die Jungs des benachbarten Fanclubs „STEINzeit" trafen, ging es zusammen nach Harburg von wo aus der Sonderzug nach München startete. Mit stärkenden Worten „Haut den Bayern auf die Fresse" (eine Pennerin in Harburg) ging die Fahrt dann los. Dem Zug sah man an, dass er schon das ein oder andere Jahrzehnt miterlebt haben muss. Nach kurzen Kartenirritationen war dann klar, dass wir unser Abteil mit drei Jungs vom Fanclub „Salzstadtkameraden" aus Lüneburg teilten. Zunächst wunderten wir uns doch sehr, dass wir in einem normalen 6er-Abteil landeten, obwohl wir doch Liegewagen gebucht hatten. Schnell wurden wir aber in das Geheimnis der umklappbaren Rückenlehnen eingeweiht und uns war klar: Die Reise würde weniger luxuriös als erhofft. Auch wenn wir uns von unseren Abteilkollegen ein paar Sprüche auf Grund unseres Kleindungsstils bzw. des Konsumierens von Kinderschokolade gefallen lassen mussten, waren wir doch sehr froh so sympathische Kerle mit im Abteil zu haben. Nach einem Abstecher in den Party- und Barwagen, wo wir wieder auf die Kollegen von „STEINzeit" trafen und damit ein paar Getränke spendiert bekamen, wollten wir versuchen in dem geräumigen zu Hause zu schlafen, als wir Hannover schon längst hinter uns gelassen haben. Dieses Unterfangen gestaltete sich schwerer als erwartet, da die Kombination aus Zugfahrt und Alkohol doch ein wenig auf den Magen schlug und die anderen Leute noch die halbe Nacht im Abteil schwammen. In Würzburg bekamen wir dann die Möglichkeit den lokalen Bahnhof eine Stunde lang aus dem Fenster zu betrachten, da irgendeine Feder am Zug gebrochen war. Als wir dann völlig fertig mit Verspätung (ca. 11 Uhr) in München ankamen, wartete auf einige eine gründliche Leibesvisitation durch die Polizei, was uns aber nicht betraf, da wir nicht in die Zielgruppe der Grünen gehörten (Glatzen). Während des Tages in München erkundeten wir die Gegend rund um den Marienplatz recht ausführlich (gründlicher als gewollt). Dabei stellten wir fest, dass die Menschen in München nicht gerade vor Fußballkompetenz strotzen. Einige fragten sehr verwundert, ob denn wieder Fußball sei, andere dachten wir seien aus Schalke, eine Frau bezeichnete die Bundesliga sogar als „Babyfußball", da sie „nur Brasilien gucke, wenn EM oder WM sei). Nach einem kurzen Ausflug zum Flughafen, wo wir auf Grund unserer HSV-Sachen im Besucherpark fast zu einer größeren Besucherattraktion wurden als die antiken Flugzeuge und einer knapp davongekommenen Bußgeldstrafe, wegen nicht ausreichender Fahrkarte für dieses Gebiet („München XXL" gilt nur für die beiden inneren Ringe…) ging es auf Richtung Schlauchboot „Allianz-Arena". Auf dem Weg trafen wir auf einige Bayern-Fans auf die das Image der Arroganz auf jeden Fall zutrifft. Nach 20 Minuten vor verschlossenen Stadiontoren wurden wir dann zwei Stunden vor Anpfiff in die zugegeben schmucke Arena gelassen. Bei der Eingangskontrolle hätten man sicher problemlos einen Elefanten mit herein nehmen können und wir fürchteten schon um unsere Elblinge-Kleber. Nach kurzer Erkundung der Arena merkten wir schnell in welch einem Abzockerladen wir uns befinden. In dem ganzen Stadion kann nicht mit Bargeld bezahlt werden. Stattdessen muss der Fan erstmal zu einem Stand rennen, wo er eine Karte bekommt auf die er mindestens 10 Euro (!!) einzahlen muss. Mit dieser Karte muss er dann zu der Fressbude zurückkehren, um sich kulinarisch versorgen zu können. Der Betrag wird dann entsprechend von der Karte abgebucht. Uns wurde versichert, dass man sich das Restgeld am Ende auszahlen lassen kann. Als wir das nach dem Spiel an dem Aufladestand versuchten, wurden wir enttäuscht, denn man muss extra zu den Ticketschaltern rennen, um dies zu tun. Diese zu finden ist für auswärtige Fans gar nicht so einfach, da weder Aufsichtspersonal noch Polizei weiß, wo sich diese genau befinden. Nun dürfte jedem klar sein, wie viel Geld der Stadionbetreiber so zusätzlich pro Spieltag kassiert. Zusätzliches Problem war, dass man weder Essen noch trinken mit in den Zuschauerbereich nehmen darf und somit auf dem Gang speisen muss.
Die Arena füllte sich und nach lauter Begrüßung der Mannschaft und dem Aufwärmen folgte die übertriebene Saisoneröffnungsshow („Das hat mit Fußball nichts zu tun"). Als dann noch die Nationalhymne angestimmt wurde, reichte es den HSV Fans und die ersten HSV-Gesänge dröhnten durch das weite Rund, so dass die CD mit der Hymne lauter gedreht werden musste.
Die Bayernfans zeigten sich wie erwartet sehr schwach. Während sie in den ersten Minuten zumindest noch zu hören waren, verstummten sich doch schnell als unsere Mannschaft aufdrehte und sich einige gute Chancen herausarbeitete (Trochowski Pfosten). Selbst nach dem 1:0 Zufallsprodukt der Münchener dominierte der Gästeblock das Geschehen nach kurzer Jubelphase der Münchener weiterhin. Als der Schiri dann auf den Punkt zeigte und Podolski den folgenden Elfmeter auch noch verwandelte, brauchte es dann schon ein paar Verdauungsminuten bis die Unterstützung wieder voll da war, was prompt mit dem schön herausgespielten Tor durch Guerrero belohnt wurde. Das brachte zusätzlichen Aufwind und der Support steigerte sich noch mal. Als man dann in der zweiten Halbzeit nach Olics Pfostentreffer fast zu verzweifeln begann, kamen wir doch noch zu unserem hoch verdienten Ausgleich durch Troche (schmeichelhafter Foulelfmeter). Spätestens ab dann war aus der Richtung der Bayern gar nichts mehr zu hören, während die Hamburger bis zum Ende sangen und feierten, so dass Mannschaft und Fans das Stadion am Ende des Spiels mit erhobenen Hauptes verlassen konnten.
„Wir fahren nach Haus', wir fahren nach Haus', wir fahren nach Haus', ihr müsst ihr Wohnen!"
Als sich dann kurz vor der Abfahrt am Münchener Ostbahnhof die Nachricht herumsprach, dass Petric zum HSV kommt, steigerte das die Laune noch mehr.
Nachdem die Elblinge den Salzstadtkameraden zeigten wie man richtig schwimmt und dadurch ein wahres Vermögen gewannen, pennten alle sehr schnell ein, so dass die Rückfahrt wesentlich entspannter und geruhsamer wurde als die Hinfahrt und alle fast durchschlafen konnten.
Ein wahrlich geglückter Saisonauftakt (auch wenn ein Sieg möglich gewesen wäre). Man kann zuversichtlich auf die kommenden Spiele Blicken (schon diesen Samstag zu Hause gegen den KSC) und wir freuen uns auf weitere Auswärtsfahrten diese Saison, was auf jeden Fall schon ein Erlebnis wert ist. Vielleicht ja sogar schon bald mit mehr Beteiligung der Elblinge!


Autor:
Benjamin Böhme
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